Vorbildlich beim Umweltmanagement
Wer die Gebäude der evangelischen Kirche in Wallau und Weifenbach aufmerksam betrachtet, dem wird eine kleine Änderung auffallen: In der Nähe der Eingänge hängen seit Kurzem quadratische Schilder. Sie zeigen einen grünen Hahn auf weißem Grund.
Der grüne Hahn, der auch gerne mal „Grüner Gockel“ oder „Grüner Güggel“ genannt wird, ist das Symbol des gleichnamigen kirchlichen Umweltmanagements. Sein Ziel ist es, die Arbeit in Kirchengemeinden, aber auch in kirchlichen und diakonischen Organisationen zunehmend umwelt- und klimafreundlicher zu gestalten.
Die Kirchengemeinde Wallau-Weifenbach hat einen ersten großen Schritt getan. Kürzlich wurde ihr der „Grüne Hahn“ für die nächsten vier Jahr verliehen. In einem Gottesdienst in der Wallauer Kirche übergab Klimaschutzmanagerin Kathrin Saudhof vom Zentrum für gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN Darmstadt) dem Umweltteam der Gemeinde die Auszeichnung.
Sie unterstrich, dass die Kirchengemeinde Wallau-Weifenbach die erste im Dekanat Biedenkopf-Gladenbach ist, die das Zertifikat erworben hat. Neben Wallau und Weifenbach hat bislang nur das evangelische Familienzentrum „Vierwände“ in Dautphe den Prozess durchlaufen. Saudhof lobte auch die gute Arbeit des Teams um Katja Wagner-Grebe, dem Burkhard Schmidt aus Breidenbach als externer Umweltauditor angehörte. Die Mitglieder hätten sich sehr engagiert auf den Weg gemacht.
Musikalisch wurde der Gottesdienst von Matthias Riedesel sowie einer vierköpfigen Bläsergruppe um Rüdiger Weyer, den „Green Horns“, gestaltet. Pfarrer Hartmut Bünger predigte über einen Abschnitt aus der Schöpfungsgeschichte. Er unterstrich, dass zu dem Bebauen der Erde durch die Menschen nach Gottes Willen auch das Bewahren gehören solle.
Der Zertifizierung vorangegangen war intensive Arbeit. Anfang 2022 hat der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Wallau-Weifenbach auf Initiative von Pfarrerin Katharina Stähler, die sich auch nach Ihrer Verabschiedung in den Ruhestand als ehrenamtliches Mitglied im Umweltteam engagiert, die Einführung des Umweltmanagements beschlossen. Seitdem wurde genau erfasst, wie viel Strom, Wasser und Gas monatlich in den fünf Gebäuden der Kirchengemeinde verbraucht wird. Darüber hinaus ermittelte das Umweltteam den Papierbedarf und die Müllmengen in der Kirchengemeinde und schauten sich die verwendeten Reinigungsmittel genauer an. Ein erstes Ergebnis: Die Heizungsbedingten CO2-Emissionen konnten im Jahr 2023 bereits durch Sofortmaßnahmen (z.B. Winterkirche, Heizungsprogrammierung etc.) gegenüber den Vorjahren deutlich reduziert werden.
Die Bestandsaufnahme war nur ein Teil der Arbeit. Das Team hat einen Umweltbericht verfasst (, der auf der Homepage… einsehbar ist) und für die nächsten vier Jahre ein Umweltprogramm erarbeitet, das helfen soll, in der Kirchengemeinde noch nachhaltiger mit den Ressourcen umzugehen. Um zu kontrollieren, ob das gelingt, wird das Umweltteam weiterhin regelmäßig die Zählerstände im Blick behalten.
Der „Grüne Hahn“ ist ein Mosaikstein des Klimaschutzkonzepts, das die EKHN im
Jahr 2012 verabschiedet hat. Seit Herbst 2015 werden Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen aktiv unterstützt, wenn sie den „Grünen Hahn“ einführen wollen. So werden die Kosten für die Zertifizierung aus dem EKHN-Ökofonds „Grüner Hahn“ übernommen. Außerdem können zertifizierte Gemeinden zusätzliche Mittel aus dem Ökofonds „Grüner Hahn“ beantragen, um weitere Maßnahmen zu finanzieren, die der Nachhaltigkeit dienen.
Das Umweltteam der Kirchengemeinde Wallau-Weifenbach freut sich über den „Grünen Hahn“ (v. l.): Rüdiger Weyer, Bukhard Schmidt, Karl-Otto Hainbach, Lisa Imhof, Katja Wagner-Grebe, Uli Meyer und Klimaschutzmanagerin Kathrin Saudhof. Es fehlt Katharina Stähler.
Ein Waldspaziergang mit dem Wallauer Umweltteam
Zu den Aufgaben des Umweltteams gehört es, alle Gebäude, Aktivitäten und Grundstücke der Kirchengemeinde anzuschauen und zu prüfen, welche Maßnahmen getroffen werden könnten, um eine nachhaltigere Bewirtschaftung zu ermöglichen. Bei den Grundstücken schaute sich das Team besonders den ehemaligen Fichtenwald auf der Gemarkung „Vor dem Goßberg“ genauer an. Die Fichten waren, wie so viele ihrer Art, Opfer von Dürre und Käfer geworden. Der Kirchenvorstand beschloss auf Anraten des Umweltteams, den Erlös aus dem Verkauf des Schadholzes für eine naturnahe Aufforstung einzusetzen. Das Forstamt Biedenkopf plante die Maßnahme und führte sie durch.
Beim Spaziergang am 17. Mai wurde das neu aufgeforstete Grundstück besichtigt. 15 Personen, darunter auch der zuständige Förster für Wallau, Bastian Rosauer, machten sich auf den Weg. Unterwegs blieben sie an einem ebenfalls kircheneigenen Grundstück stehen. Die Gruppe bewunderte eine wunderbar knorrige Eiche direkt am Weg … und die Eschen, den Bergahorn und das viele Unterholz.
Etwas weiter oben erreichte die Gruppe die Gemarkung „Vor dem Goßberg“. Auf etwa 7000 qm wurden 475 Vogelkirschen und 550 Bergahorn gesetzt. Jeder einzelne der jungen Bäume bekam einen Schutz vor Wildverbiss. Bastian Rosauer erklärte, dass jedes Jahr vor allem die schnell nachwachsenden Brombeeren entfernt werden müssen. Das wird in etwa 4 Jahren nicht mehr notwendig sein, wenn die kleinen Bäume hoch genug gewachsen sind. Einige junge Fichten sind von selbst wieder nachgewachsen. Dass sich auch die neu gepflanzten Bäume irgendwann von selbst weiterverbreiten, darauf hofft man. „Es sind überdurchschnittlich viele jungen Bäume angewachsen“, freute sich Förster Rosauer. „Als wir in 2024 die jungen Bäume einpflanzten, gab es im Frühjahr genug Regen!“
Zum Schluss des kleinen Ausflugs sang die Gruppe „Geh aus mein Herz“ und Pfarrer Hartmut Bünger hielt eine kurze Andacht zu Jeremia 17, 7+8: „Gesegnet ist der Mann, der sich auf dem Herrn verlässt. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hinstreckt.“
Und nach Kaffee und Kuchen mitten im wunderbaren Wald, machten sich alle wieder auf den Heimweg.
